Wildes Tempo und mystisches Moskau. Miniserie „Where Artemisia Blooms“ angenehm überrascht
Verschiedenes / / July 03, 2023
Die Geschichte eines unter Visionen leidenden Gymnasiasten wird sicherlich ihr Publikum finden, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie jeden anspricht.
Am 1. Juli präsentierte der Streamingdienst Kion die Serie „Where Artemisia Blooms“. Es basiert auf dem gleichnamigen Buch von Olga Ptitseva, erschienen 2022. Interessanterweise begannen die Dreharbeiten bereits vor der Veröffentlichung der literarischen Quelle.
In der Serie waren Victoria Agalakova („Epidemic“), Sabina Akhmedova („Kept Women“), Artyom Tkachenko („Vampires of the Middle Band“) und Rinal Mukhametov („Attraction“) zu sehen. Regisseur der Serie war Kirill Kuzin („Sergius gegen böse Geister“).
Durch einen Unfall bleibt die Oberschülerin Ulyana ohne Familie: Ihr Bruder stirbt und ihre Mutter fällt ins Koma. Gleichzeitig entdeckt das Mädchen eine Gabe – sie kann den Tod eines anderen vorhersagen. Ulyana leidet unter aufdringlichen Visionen und ist bereit, alles zu tun, um sie loszuwerden. Hexe Ruta bietet ihr einen Deal an: Um ihrer Mutter zu helfen und die Visionen loszuwerden, soll die Gymnasiastin die Sachen von Verstorbenen mitbringen.
wildes Tempo
Die Ereignisse in „Where Wormwood Blooms“ entwickeln sich blitzschnell. Das ist verständlich: Das Originalbuch hat 575 Seiten, aber es ist in anderthalb Stunden erzählt. Neue Charaktere tauchen auf und werden ohne großes Vorspiel sofort enthüllt. Genauigkeit und Konzentration sind definitiv nicht die Merkmale der Serie.
Das hohe Tempo lässt keine Langeweile aufkommen, spielt aber mitunter gegen die Serie. Manche Dinge müssen schnell gesagt werden, anstatt sie nach und nach preiszugeben. Dadurch wirken die Charaktere oberflächlich und die Handlung ist vorhersehbar. Gute Schauspieler und lebendige Bilder glätten das Problem, reichen aber nicht aus, um es nicht mehr zu bemerken.
Teenager-Naivität
„Wo Wermut blüht“ – zunächst einmal Teenager-Geschichte. Daher die leicht kindische Naivität in der Handlung. Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas (die Rede ist von einem Teenager, der seine Familie verliert) wirken einige Elemente irgendwie kitschig – vom Beginn der Handlung bis hin zu Kontakten mit Hexen. Das ist kaum ein Minus, sondern eher ein Kostenfaktor des Formats: Teenie-Serien sind immer so.
Gleichzeitig ist das Projekt ziemlich emotional – manchmal zu sehr. Untermalt wird dies durch Musik: Teenager-Pop zur Lücke steigert die Gefühle. Vor allem aber erklärt sich Emotionalität durch ein hohes Tempo, bei dem alles schneller, heller und verständlicher dargestellt werden muss.
Naivität manifestiert sich nicht nur in übermäßig lebhaften Emotionen, sondern auch in der erfundenen Welt als solcher. Seine Regeln und Gesetze werden gleich in der ersten Folge erklärt, später sind sie zu klar und einfach, als würde man ein Kindermärchen lesen.
Manchmal gefällt ihr die Orte – jeder von ihnen erwies sich als hell und kunstvoll, aber die Bewegungen zwischen ihnen sehen eigenartig aus. Es wird nicht seltsam sein, mit „Nachtwache“, wo ganz Moskau wie ein Ort des Kampfes zwischen Gut und Böse wirkte: In „Wermut“ schien es, als ob nicht die ganze Stadt beteiligt wäre, sondern ihre einzelnen Orte.
Schlechtes Format
Bei „Where Wormwood Blooms“ gibt es sechs Episoden à 15 Minuten. Angesichts der Tatsache, dass sie sofort herauskamen, sieht die Serie wie ein normaler Spielfilm aus. Das Problem ist, dass jede Episode mit einem Cliffhanger endet. Okay, wenn sie am Ende der einstündigen Episoden gedrängt werden, wirkt aber alle 15 Minuten eine „sehr ernste Wendung“ nicht nur vorhersehbar, sondern auch aufdringlich. Im Format eines abendfüllenden Films hätte die Geschichte vielleicht organischer gewirkt.
„Where the Wormwood Blooms“ ist eine Serie, in der jeder Vorteil untrennbar mit einem Nachteil verbunden ist. Das hohe, schneidige Tempo der Erzählung lässt Oberflächlichkeit entstehen, helle Charaktere machen die Geschichte naiv. Wenn beim Ansehen die Probleme stören, dann gewöhnt man sich am Ende daran und der Gesamteindruck ist eher positiv. Wenn es um eine andere amerikanische Serie ginge, könnte man sie wahrscheinlich überspringen. Aber wie oft werden in Russland mystische Dramen über Teenager gedreht?
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