Der Horrorfilm "Last Night in Soho" ist keineswegs gruselig, sondern fasziniert durch seine Schönheit
Verschiedenes / / November 13, 2021
Im neuen Film des Autors von "Baby on the Drive" findet man die Ästhetik der 60er Jahre, tolle Dreharbeiten und tolle Schauspieler.
Am 25. November wird ein neuer Film von einem der klügsten Regisseure unserer Zeit auf russischen Bildschirmen veröffentlicht. Einst wurde Edgar Wright mit der Veröffentlichung von "Blood and Ice Cream" berühmt - Parodiestilisierungen für Filme verschiedener Genres. Gefolgt von "Scott Pilgrim Against All" und sogar der beliebteste Film des Autors "Baby on a Drive" gehalten charakteristische Merkmale: Jedes Mal hat der Regisseur eine sehr ungewöhnliche visuelle Serie geschaffen, die mit Musik und Referenzen verbunden ist Popkultur.
Last Night in Soho wurde als Edgar Wrights erster Horrorfilm angepriesen. Aber in der Tat wird dieser Film wahrscheinlich niemanden ernsthaft erschrecken. Der Regisseur wendet sich eher wieder der Stilisierung zu und ist nostalgisch für altes Kino. Und es ist sehr schön und aufregend geworden.
Ode an das schwingende London
Die junge Waise Eloise Turner (Thomasin McKenzie) liebt die Musik und Mode der Vergangenheit. Außerdem träumt sie davon, Modedesignerin zu werden. Und es scheint, dass das Mädchen eine glückliche Chance hat: Sie geht zur Universität und zieht aus der Provinz nach London. Doch Eloises Beziehung zu ihren Mitbewohnern klappt nicht und sie mietet sich ein kleines Zimmer in der Gegend von Soho.
Nun findet sich die Heldin jede Nacht beim Einschlafen in den 60er Jahren wieder und sieht zu, wie die schöne Sandy (Anya Taylor-Joy) mit Unterstützung des durchtriebenen Managers Jack (Matt Smith) versucht, eine berühmte Sängerin zu werden.
Auf den ersten Blick scheinen dies nur Fantasien zu sein. Doch schon bald erkennt Eloise, dass sie Zeugin eines Verbrechens geworden ist, das sich in der Vergangenheit ereignet hat. Und in der Gegenwart beginnen gruselige Geister das Mädchen zu verfolgen.
Fans Edgar Wright sie wissen genau, dass der Regisseur ein Fan der Popkultur der letzten Jahre und insbesondere der 60er Jahre ist. Sein Spielfilmdebüt A Zombie Called Sean hat zahlreiche Anspielungen auf den Horrorklassiker Night of the Living Dead von 1968 gemacht. In "Baby on a Drive" besteht ein wesentlicher Teil des Soundtracks aus Musik vergangener Epochen, und die Handlung selbst ist klar kehrt zu Walter Hills "Driver" zurück (ursprünglich betitelt Baby Driver and The Driver bzw).
Aber in Last Night in Soho taucht Wright den Betrachter buchstäblich in eine swingende Atmosphäre ein. London (historische und kulturelle Ära der 60er Jahre), wirft alle deine Lieben in die Handlung und ins Bild Elemente. Kein Wunder, dass die Szene der Begegnung mit allen drei Charakteren (Sandy und John in Wirklichkeit und Eloise als gespenstische Beobachterin) findet im legendären Club Café de Paris statt, und die erste Kommunikation entwickelt sich sofort zu einem schwindelerregenden Tanz zum Frechen Jazz.
Außerdem versucht der Regisseur nicht, die reale Atmosphäre der Vergangenheit wiederzugeben. Soho sieht aus wie ein Mädchen aus dem 21. Jahrhundert (und anscheinend Wright selbst), das es sich in ihren Fantasien vorstellt. Dies ist ein helles, faszinierendes Bild von einer alten Postkarte oder aus einem klassischen Film über James Bond. Mädchen tragen schicke, luftige Kleider und Männer tragen perfekte Anzüge. Jeder trinkt Cocktails, und selbst die dunklen Gassen wirken eher mysteriös verlockend als beängstigend.
Dies ist nur eine ehrliche Liebeserklärung an den Stil und die Musik Englands der 60er Jahre. Und je härter und unerwarteter die Haupthandlung aussieht - düster und tragisch.
Dekonstruktion von Nostalgie
Natürlich ist Edgar Wright nicht allein mit seiner Sehnsucht nach der Kultur der Vergangenheit. Ich habe das gleiche Thema angesprochen, zum Beispiel Woody Allen in Midnight in Paris und vielen anderen Autoren. Aber oft erscheinen auch Filme, in denen über die grausamen Ordnungen vergangener Zeiten gesprochen wird. Nur selten gelingt es jemandem, diese beiden Komponenten zu einer eleganten Geschichte zu vereinen.
Nicht umsonst entfaltet sich die Handlung in zwei parallelen Zeiten: Es geht nicht nur um den Wunsch, Mystik hinzuzufügen, sondern auch um den Kontrast. Zunächst denkt der Betrachter, wie die Heldin selbst, dass die Helligkeit und der Stil der 60er Jahre viel interessanter und attraktiver sind als die gesichtslosen Discos unserer Zeit. Und Eloise geht gerne in ihre Träume, wo sie sich wohler fühlt.
Doch schnell wird klar, dass die Vergangenheit nicht so glücklich war. In der neuen Zeit kommt das einzige Negative von hemmungslosen Klassenkameraden, und selbst sie können nur verleumden - sie werden nie wirklichen Schaden anrichten. Und der Freund der Heldin, John (Michael Adjao), ist das Ideal eines verständnisvollen Mannes, der Frauen mit Respekt behandelt.
Aber in Sandys Leben ist alles genau umgekehrt. Für den listigen Jack ist jedes schöne Mädchen eine Ware, die gewinnbringend verkauft werden kann. Und seinem Druck sind keine Grenzen gesetzt. Der Refrain wird schon klingen jetzt unzulässig: "Du wolltest es selbst." Hier wird der Geborgenheit der neuen Zeit die Grausamkeit und Grobheit der Vergangenheit mit unzähligen zerstörten Leben gegenübergestellt.
Außerdem macht Edgar Wright erstmals ein Mädchen zur Hauptfigur seines Bildes: Früher sprach der Regisseur von introvertierten Jungen und Männern. Obwohl man nicht sagen kann, dass eine solche Wende aus dem Nichts oder als Hommage an die Zeit kam. Bereits in "Scott Pilgrim" und "Little On The Drive" traten Mary Elizabeth Winstead bzw. Lily James auf, die nicht weniger Aufmerksamkeit erregten als die Hauptfiguren.
Nun stellt sich heraus, dass Wright Filme über weibliche Charaktere nicht schlechter macht als über das Leben eines anderen Geeks.
Extravaganz an Farbe und Reflexionen
Natürlich werden die Filme von Edgar Wright nicht nur wegen ihres Inhalts geschätzt. Nicht weniger wichtig ist in seinen Gemälden die Präsentationsform: Stilisierte Comics in "Scott Pilgrim", perfekt eingeschriebene Musik in "Baby on a Drive" - das sind die Details, die Fans des guten Kinos anziehen. Und schon in den frühen Werken sorgten Schnitt und Soundtrack für einen wesentlichen Teil der Atmosphäre: Man erinnere sich nur an die Szene mit dem Lied der Königin auf dem Band Zombie Called Sean.
Man kann mit Sicherheit sagen, dass Last Night in Soho ein echter Leckerbissen für Fans des ästhetischen Filmens sein wird. Zunächst füllt der Autor das Bild mit Neonlicht. Aber noch wichtiger ist, dass buchstäblich der gesamte visuelle Bereich durch Reflexionen dargestellt wird. Dies ist ein häufiger Kinobesuch. Aber Wright macht Spiegel zu einem Bestandteil der Handlung: Durch sie beobachtet die Heldin die Ereignisse der Vergangenheit.
Dazu kommen komplexe Choreografien und ungewöhnliche Schnitte – dafür ist dieser Regisseur so berühmt. An verschiedenen Stellen des Rahmens wiederholen die beiden Schauspielerinnen die Bewegungen nacheinander und wechseln im Moment des Tanzes mehrmals die Plätze. Und das ohne sichtbares Kleben. Hier ist es wirklich leicht, an mystische Reinkarnation zu glauben.
Und die Hauptdarsteller selbst werden mit unglaublicher Liebe von der Kamera gefilmt. Die blauen Augen von Thomasin McKenzie haben nie so geleuchtet.ZeitShyamalan, noch in Waititis JoJo Rabbit. Anya Taylor-Joy, die bereits fast zur gefragtesten Schauspielerin der Neuzeit geworden ist (nächste Dreharbeiten mit Robert Eggers, David O. Russell, George Miller und Scott Frank) verwandelt sich hier in eine elegante Porzellanpuppe. Und Matt Smith bestätigt, dass er weiß, wie man so charmant wie erschreckend sein kann.
In den ersten Minuten scheint es so, als ob "Last Night in Soho" versucht, die Geschichte des "Neon Demon" zu wiederholen. Nicholas Winding Refna. In der Beschreibung steht wirklich vieles davon: ein Horror über die Modewelt, in dem sich ein Provinzmädchen in der Hauptstadt wiederfindet. Neonfarben und die Symmetrie des Rahmens sind die Markenzeichen des Dänen.
Aber schon im ersten Bilddrittel sind alle Analogien zerstreut. Dennoch sind die beiden Autoren sehr unterschiedlich, ihre Stile sind nicht zu verwechseln. Darüber hinaus hat man sich bei Refn immer noch unwohl gefühlt, und Wright erfreut den Betrachter.
Stilisierter Horror
Obwohl das Bild als echter Horrorfilm präsentiert wird, sollte man davon keine allzu angsteinflößenden Szenen erwarten oder gar starke Angst auslösen. Der neue Film ist eher eine andere Stilisierung, wie es Wrights erste Arbeiten waren. Ganz anders als „Zombie namens Sean»Der Regisseur verhöhnt das Genre nicht mehr, sondern nutzt seine besten Elemente, um Schönheit zu schaffen.
"Last Night in Soho" scheint zwischen zwei Ansichten zu balancieren Schrecken. Einerseits bezieht er sich eindeutig auf die tiefenpsychologische Arbeit. Und auf die Klassiker wie die Gemälde "Disgust" von Polanski und "Now Don't Look" von Rogue (wieder 60er und 70er Jahre) und nicht auf die neumodischen Post-Horror-Filme von Ari Astaire und Robert Eggers. Auf der anderen Seite verwendet die Autorin Screamers, Gruselmusik und andere Techniken der traditionellen Vertreter des Genres, die an die Filme von James Wang erinnern.
Außerdem sehen beide Komponenten in den Händen eines erfahrenen Regisseurs nicht gut aus. Ja, man kann an der Qualität der visuellen Effekte kritisieren - Geister sehen zu flach aus. Doch dann kommt der Gedanke auf, dass Wright genau das beabsichtigte: Im alten Film wurden Monster so dargestellt. Außerdem hält sich der Autor in manchen Szenen immer noch nicht zurück und scherzt über die Kanons. Zum Beispiel wegen der bedrohlichen Stille in der Bibliothek.
Bereits bekannt Letzte Nacht in Soho / Abendkasse Mojodass in den USA und einigen anderen Ländern der Film "Last Night in Soho" sehr schlecht anfing. Es ist unwahrscheinlich, dass sich ein Bild mit einem Budget von 43 Millionen Dollar an den Kinokassen auszahlt. Aber Edgar Wright war nie ein kommerzieller Regisseur (selbst das Kultwerk "Scott Pilgrim vs. All" gilt als Kassenfehler). Und sein erfolgreichster Film "Baby on a Drive" ließ Befürchtungen aufkommen, dass der Autor zu populären Genres tendiert und seinen Stil verliert.
Aber die neue Arbeit bestätigt, dass Edgar Wright sich nicht selbst betrügt. Er schafft wieder ein anmutiges Bild voller Bezüge zu den Klassikern. Der Regisseur bringt helle und charismatische Schauspieler zusammen und verwandelt die Handlung in eine Extravaganz an Farben und ästhetischen Aufnahmen. Und auch wenn man im Nachhinein Fehler im Film entdecken kann, möchte man beim Anschauen einfach in das Geschehen eintauchen.
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